Complete Vocal Technique ist eine Gesangstechnik, die von Cathrine Sadoline entwickelt wurde, und von ihr und dem Team des Complete Vocal Institues in Kopenhagen, sowie weiteren Mitgliedern im Forscherteam (z.B. dem Hals-Nasen-Ohren-Arzt Julian McGlashan) stetig weiterentwickelt wird.
Forschung und Weiterentwicklung spielt eine große Rolle bei CVT.
Weil sich die Art, wie Sänger:innen ihr Instrument einsetzen, sich der momentan favorisierte Stimmklang z.B. in den Charts verändert, fragt sich das Team um Cathrine Sadolin stets: „Wie macht er / sie das und wie können wir es auf gesunde und ressourcenschonende Weise nachahmen?“
Aus diesem Grund entwickelt sich die Technik weiter, und auch die autorisierten CVT-Coaches müssen regelmäßig zu Updates nach Kopenhagen reisen, um ihre Autorisierung zu behalten.
Was ist CVT?
Das oberste Prinzip: Jede:r kann lernen, zu singen!
Complete Vocal Technique gliedert sich in vier Levels, die aufeinander aufbauen.
Der erste Level sichert den gesunden Umgang mit der Stimme
Hierzu sind „die drei Grundprinzipien“ nötig:
-
- Stütze (Support)
- notwendiger Twang und
- das Vermeiden von Lippenverspannungen und dem Vorschieben des Unterkiefers
Werden die drei Grundprinzipien beherzigt, schwinden die Grenzen von Tonumfang (Höhe, Tiefe), Lautstärke (laut, leise) und der maximalen Tonlänge.
Außerdem wird man dann nicht mehr heiser – jedenfalls nicht vom Singen. 😉
Den zweite Level bilden die sogenannten Vocal modes: Neutral, Curbing, Overdrive und Edge
Sie unterscheiden sich durch mehr oder weniger „Metall“ im Klang.
Wir alle haben diese vier verschiedene Möglichkeiten, die Stimme einzusetzen.
Je nachdem, wie wir klingen wollen, setzen wir mal den einen, mal den anderen Mode ein oder wechseln zwischen ihnen hin und her.
Alle Modes sind gleichermaßen gesund, wenn sie technisch einwandfrei ausgeführt werden.
Jeder Mode hat seine eigenen Regeln, die es zu beherzigen gilt. Stimm-Probleme entstehen, wenn wir diese Regeln nicht befolgen.
Neutral ist der einzige nicht-metallische Mode, hat einen weichen, meist leisen bis mittellauten Klang, kann aber in der Höhe sehr laut werden.
Es ist der einzige Mode, bei dem man auch mit Nebenluft auf der Stimme singen kann ohne die Stimme zu belasten, weshalb Neutral in Neutral mit Hauch und Neutral ohne Hauch unterteilt wird.
Neutral ist der in der westlichen Welt am meisten benutzte Mode im Gesangsunterricht (besonders für Frauen); viele (Schul-) Chöre singen in Neutral, klassische Sängerinnen nutzen Neutral besonders in der Höhe.
Curbing ist mittellaut und der einzige reduziert-metallische Mode. Es hat einen zurückgehaltenen Charakter, den manche als „jammernd“ empfinden, und zeichnet sich durch den sogenannten Hold aus. Hold ist das sich selbst Zurückhalten, wenn man in der Grupe etwas sagen will, schon eingeatmet hat, gerade losplappern möchte, und sich dann stoppt, weil jemand anderes bereits das Wort ergriffen hat.
Overdrive kann von reduziert- bis voll-metallisch klingen. Fußballfans singen meistens in Overdrive, wenn sie „Ohlee-ohlee-ohlee-ohlee“ intonieren. 😉
In Overdrive kann von mittel-laut bis laut gesungen werden. Es wird meistens in der Mittellage und Tiefe eingesetzt.
Edge ist der zweite Mode, der reduziert- bis voll-metallisch ist. Er klingt etwas schärfer als Overdrive und zeichnet sich durch seinen ausgeprägten Twang aus.
Auch in Edge kann von mittel-laut bis laut gesungen werden.
Auf der dritten Ebene der CVT befinden sich die Klangfarben
Bevor wir mit den Klangfarben arbeiten können, müssen wir die drei Grundprinzipien erlernt haben und den gewählten Vocal mode beherrschen.
Je nachdem, wie groß ein Resonanzraum ist, klingt ein Ton heller oder dunkler. Das ist nicht zu verwechseln mit der Tonhöhe; man kann einen Ton auf der selben Tonhöhe heller oder dunkler intonieren.
Wenn Sie in die Hände klatschen, und dies einmal mit flachen Händen und einmal mit gewölbten Händen tun, dann können Sie leicht feststellen, dass das Klatschgeräusch dunkler wird, je mehr Raum Sie dabei zwischen Ihren Händen formen.
In unserem Vokaltrakt gibt es sechs Orte, an denen wir seine Raumgröße und damit die Klangfarbe unserer Stimme verändern können:
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- die Position des Kehlkopfes
- die Weite des Kehlkopftrichters (mehr oder weniger Twang)
- verschlossener oder geöffneter Nasengang
- gehobenes oder entspanntes Gaumensegel
- die Form der Zunge und
- die Größe der Mundöffnung
Der vierte und letzte Level ist wie die Sahne mit der Kirsche auf dem Kuchen: hier finden sich die Effekte
Diese Ebene ist für fortgeschrittene Sänger:innen geeignet, sowohl die drei Grundprinzipien, als auch die Vocal modes und die Klangfarbe sollten beherrscht werden, wenn man mit Effekten singen möchte.
Das Singen mit Effekten braucht außerdem in der Regel sehr viel mehr Kraft als das Singen ohne Effekte.
Zu den Effekten zählen:
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- Distortion
- Grunt
- Growl
- Rattle
- Creak und Creaking
- Vocal breaks
- Screams
- Hauch auf der Stimme
- Vibrato
- Ornamentierungen (Melismen, Koloraturen)